DIE PRIVATE SEITE ÜBER EINEN EINZELNEN SAMBABULLI VON 1957.
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MEIN MENSCH

Meinen derzeitigen Menschen habe ich Anfang des Jahres 1994 kennengelernt. Er heißt Tom, seine Erstzulassung war im Jahre des Herrn 1972. Obwohl er auch eine geteilte Scheibe auf der Nase trägt, ist er vom Baujahr eigentlich ein T2. Als er geboren wurde, war ich mit meinen 15 Jahren schon im sehr betagten Bulli-Alter, kaum einer von meinen Zeitgenossen hat damals seinen 10. Geburtstag erleben dürfen. Mir hat er mal erzählt, wie er überhaupt zu einem Bulli gekommen ist und hat mir ein paar Fotos dazu gezeigt. Ich hoffe, das bekomme ich noch alles hintereinander, anfangs war ich ja noch nicht dabei.

Die ganze Geschichte fängt natürlich im Kindesalter an, obwohl er da noch so komische Autos mit Wasser im Motor viel besser fand. Der kleine Krabbelkäfer von seinem Onkel war ihm immer viel zu laut, und die ersten Bulli-Erinnerungen hatte er wohl baujahrbedingt nur an einen T2. Obwohl die jüngsten meiner Brüder gerade 5 Jahre alt waren, hat sich keiner ins Gedächtnis eingebrannt. Bis heute in Erinnerung geblieben sind ihm lediglich drei T2: hinter der Garage seines Papas stand ein taigagrüner Westfalia, 50 m die Straße runter ein dunkelblau-gerollter 9-Sitzer, und der Volleyball-Trainer seiner Schwester hatte einer silber-schwarzen Bus, mit dem er die Mannschaft immer zu den Spielen fuhr. Hatte er für letzteren noch Verständnis, war ihm bei den anderen völlig unverständlich, wofür man ein sooooo großes Auto benötigen könnte. Dabei sind wir doch gar nicht so groß, nur halt praktisch gebaut. Naja, irgendwann hat es ihn dann selbst erwischt. Aber der Reihe nach:

Wir schreiben den Sommer 1990, kurz nach der Wende. Die Jugendgruppe der Kirchengemeinde fährt zu Freunden nach (noch) Ost-Berlin und mein Mensch als 17jähriger durfte mit. Ja, er hat einen Platz in meinem Enkel abbekommen. Im nagelneuen T3 von Interrent. Er hat sich ja nicht für diese großen Autos interessiert, also hat er natürlich auch kein ordentliches Foto gemacht. Aber auf einem einzigen war er doch drauf - der Held, der mit großem Einsatz meinen Menschen infiziert hat.



Der Junge hat ihn auf dieser Fahrt mit unserem Bulli-Konzept sehr beeindruckt. Auf der gleichen Fläche wie bei einem normalen Pkw sitzen 9 Leute und Gepäck für ein Wochenende. Und das sogar noch bequemer. Nicht schlecht, der Traum vom eigenen Bulli war geboren.

Der nächste Schritt war dann der Whitestar der Mutter eines seiner Schulfreunde. Er durfte erst ein paar Mal mitfahren, natürlich bot der Multivan viel mehr Luxus und Platz als der Interrent-Bus. In den Sommerferien 1992 durfte er dann das erste Mal ans Lenkrad, als es genau mit diesem Whitestar zum Camping nach Oberbayern ging. Sein Führerschein war gerade 1,5 Jahre alt. Die ersten Bordsteinhopser mit dem Hinterrad waren unvermeidlich, aber es hat ihm super gefallen. Hoch über den anderen Autos, ganz vorne. Das Bild zeigt den zweiten meiner einflussreichen Enkelbullis am Großglockner.



Im Herbst dann kaufte sich Jörg, ein guter Freund von ihm, auch einen Bulli, endlich mal einen älteren erfahrenen, aber immer noch einen T2. Dieser hatte in der Nähe beim Renault-Händler wochenlang im Gebrauchtwagenmarkt gestanden. Ja, ein original T2a Dormobile von 1968 stand einfach so wochenlang bei einem Renault-Händler. Für nicht einmal 5000 Mark. Es war halt immer noch 1992, die Zeiten haben sich geändert. Oft hat er dann mit Jörg seine Ente gegen den Bulli getauscht, ein wunderschönes Gefährt. Leider hat Jörg ihn nur einen Winter gefahren und im Frühjahr 1993 wieder verkauft. Mein Mensch hat es sehr bedauert, dass er diesen Bulli durch ein Missverständnis nicht kaufen konnte. Für mich war das großes Glück, sonst wären wir nicht zusammen gekommen. Ende 2003 tauchte dieser Wagen noch einmal in Oberhausen auf, er stand lieblos und gammelig an einer Tanke, sollte aber nicht verkauft werden.



Irgendwann war er auch dort wieder weg, ich hoffe, er hat ein gutes zu Hause gefunden und fährt inzwischen wieder. Aber zurück ins Jahr 1993, oder besser gleich nach 1994, wo ich dann endlich ins Spiel komme. Nachdem Jörgs Bulli nun verkauft war, wollte mein Mensch sich nun endlich einen eigenen Bulli zulegen. Und auch hier wieder der Effekt der alten Zeit, weil das Geld nicht für einen T2 reichte, kam ich als 57er Sambabulli in den Fokus. Fahrbereit, zum Stundentenpreis, und zwei Wochen nach der Anzeige im Lokalblatt war ich immer noch zu haben. Das sähe heute bestimmt etwas anders aus.



Hier auf dem Bild sieht man mich an den ersten Tagen, nachdem wir uns kennengelernt haben. Ich war oben noch pastellweiß. Eigentlich auch ganz schick, aber so sah ich ursprünglich nicht aus. Aber hier geht es ja nicht um mich, sondern um meinen Menschen.

Wieder zwei Jahre später, Sommer 1996, EM-Halbfinale England-Deutschland. Eigentlich wollte sich mein Mensch nur das Spiel bei und mit seinem Bulli-Kumpel und Studienfreund Andreas ansehen, aber letzterer hatte gerade auf dem Weg zur Uni einen 71er KTW des DRK gesehen.



Da die Zeit drängte und der vom DRK gesetzte Verkaufstermin als Bauschutttransporter für den Motorrad-Club nicht in ferner Zukunft lag, musste der KTW erst einmal spontan gerettet werden. Und so kam es, dass er gerade einen Monat lang mein Freund wurde, bevor mein Mensch ihn dann zum Einkaufspreis an Andreas weitergegeben hat.

Auf der Suche nach Ersatzteilen wurde Andreas ein weiterer KTW angeboten, diesmal ein 78er. Man war tatsächlich auf die wahnsinnige Idee gekommen ihn auseinandernehmen und den Rest dann auf den Schrott zu werfen. Zum Glück waren Tom und Andreas natürlich voll dagegen, da er gerade mal 32.000 km auf dem Tacho hatte und bis auf einen Pfostentreffer mit der Schiebetür wie neu aussah. Die beiden haben es also abgelehnt, den Wagen zu schlachten, und nach einer kurzen Diskussion waren dann alle dafür, dass ich ihn als Freund zu mir in die Garage bekommen sollte.



Bedingt durch einen Jobwechsel und einer übervollen Garage mussten Tom und ich uns dann Anfang 2002 leider von diesem Wägelchen trennen. Kurz darauf wurde er dann noch weiterverkauft, und seitdem haben wir jede Spur verloren. Falls also jemand weiß, wo dieser KTW des DRK Kaufungen bei Kassel, Funkrufzeichen DRK Kaufungen 97/91, Erstzulassung 21.03.1978 als Werks-KTW bei VW in Wolfsburg abgeblieben ist, bitte eine Nachricht an mich. Danke.

Wieder 2 Jahre später 1999 fing dann die große Zeit des Sammelns an. Bisher waren wir ja nur zwei, der Krankenwagen und ich, als ich dann plötzlich ein Käfer Cabrio durch die Tür gerollt kam, das nur noch eben fertig gemacht werden müsse. 'Needs polish', wie der Amerikaner sagen würde. Dem Jungen ging es gar nicht gut.



Keine Ahnung, welcher Teufel meinen Menschen da geritten hatte, ich bot ihm doch zu dieser Zeit noch mehr als genug Arbeit, und der Kleine war doch eine Wahnsinnsbaustelle (was man auch nicht vorher merken konnte, s. Foto). Da ein Hallenumzug anstand, haben wir uns dann bereits nach wenigen Monaten Anfang 2000 wieder von ihm getrennt. Das war dann wohl ein Fehltritt.

Wenig später saß Tom morgens nichts ahnend im Büro, als ein Kollege reinkam und von dem ausgemusterten 72er Feuerwehrbulli seines Segelflugplatzes erzählte, der wohl weg sollte. Also abends ab ins Auto und zum Segelflugplatz. Und tatsächlich, da stand er.



Für ein 5l-Partyfass kam er in unser Team, toll war er nicht, aber eigentlich gut. Eigentlich. Er stand erst eine Zeit rum, um dann 2002 als Teileträger zu enden und den Weg allen Alteisens anzutreten. Aus meiner Sicht ein katastrophaler Fehler (es tut immer weh, einen jungen Freund für immer zu verlieren), der sich aber nicht mehr rückgängig machen lässt. Heute würde so ein Auto 100%ig wieder auf die Straße kommen.

Kurz nach dem Zugang der Feuerwehr und dem Abgang des Käfer Cabrios sollte sich mein Mensch mich dann schon wieder überschätzen und sich ein Puzzle der besonderen Sorte zulegen. Ich hab noch laut „ich ich ich“ gerufen, aber kam er doch. Diesmal war es ein 71er Westfalia, das Blech frisch restauriert und lackiert, aber bis auf die letzte Schraube zerlegt. Auch hier sollte Tom schnell merken, dass er gar keine Zeit mehr für solche Projekte hatte, von denen ich ja auch immer noch eins war. Der Wagen stand von 2000 bis 2004 ebenfalls bei mir rum, bevor er dann quasi unverändert wieder davonfuhr. Diese Entscheidung war schwer, aber richtig, denn heute fährt er wieder.



Zu dem Camper gab es dann als Gratis-Zulage noch den 'Gebr. Gries - Entenpfuhl' dazu, ein 69er Bus, der jahrelang in einem später zusammengebrochenen Schuppen stand. Bei der Bergung des Bullis oder des Schuppens oder beider wurde dann das Dach abgetrennt. Es war nicht mehr viel zu verwenden, und die Fragmente gingen dann umgehend wieder weg. Aber nicht alles - die Frontmaske existiert noch.



Anfang 2001 sind Tom und der Krankenwagen dann in die Westfalenhalle in Dortmund zur Motorscene gefahren. Plötzlich trat ein Herr an deren Stand, zeigte auf den KTW, er hätte auch noch so einen, eine Doppelkabine und einen Kipper, zu verkaufen. Immer noch in Sammelwut fragte Tom ihn, welcher von beiden denn zu verkaufen wäre, aber es wäre wohl nur ein einziges Auto. Soweit ich rausbekommen habe, wurden 1978 von diesem Typ 50 Stück für die Stadtwerke Hannover gebaut, ich habe nie einen anderen als diesen gesehen. Sowas muss gerettet werden, dachte sich Tom, und so waren wir dann wieder einer mehr in unserer Tiefgarage.



Allerdings war unser neuer Freund deutlich schlechter als er von außen aussah, und wir waren ja nun schon einige Baustellen, so dass Tom ihn nur einen Sommer gefahren und dann an einen Liebhaber weiterverkauft hat. Auch hier habe ich die Spur inzwischen verloren, er ist zwischendrin immer mal wieder irgendwo aufgetaucht, aber ich war immer zu spät.

Im Jahre 2002 angekommen stand nun eine ganze Reihe an Fahrzeugen blöd rum und es stand ein Jobwechsel meines Menschen an, der Stellplatz sollte verkleinert werden etc. Das war der Zeitpunkt, als die Feuerwehr und der Krankenwagen dran glauben mussten. Ein paar Monate später lief alles wieder ruhiger, nur nach dem Abgang der Feuerwehr standen nur noch wir Baustellen herum, also musste wieder was fahrendes her. Diesmal fiel die Entscheidung auf meinen kleinen Bruder des Bullis, einen 65er Export-Käfer in rubinrot. Karlchen ist bis heute ein guter Freund, den ich unter „Meine Freunde“ detaillierter und mit mehr Fotos vorstelle.



Nachdem dann 2004 außer mir und Karlchen alles andere weg war, musste natürlich wieder etwas Neues her. Da ich ja nun als 9-Sitzer wenig Campingspaß bieten konnte, sollte es diesmal ein Campingwagen sein, irgendeiner, Transit, Fiat, egal. Zum Glück hat er sich überreden lassen, dass man ohne Bulli nicht glücklich werden kann, und dann hat er noch einen guten Tipp für einen sehr gut erhaltenen T2 Westfalia Helsinki bekommen. Gehört, gesehen, gekauft. Ich hätte mir auch nur sehr ungerne die Garage mit einem Transit geteilt …



Endlich ein Wagen, bei dem nur optische Sachen geregelt mussten. Und mit dem man herrliche Urlaube machen kann. 'Luki' haben wir ihn getauft, Erstzulassung 7.7.77. Vielleicht kann sich ja einer daran erinnern, an diesem auffälligen Datum genauso einen Wagen erstmals zugelassen zu haben? Außer den direkten Vorbesitzer kenne ich nämlich leider nicht viel von seiner Geschichte. Also, wie immer, wenn einer was weiß, bitte eine kurze Nachricht an mich. Luki ist auch bis heute ein guter Freund von mir und wird es hoffentlich auch noch lange bleiben.

Seit kurzem sind wir zu viert. 2011 konnte unser Arbeitstier, das alle unangenehmen Fahrten bei Sturm und Regen, im Winter und in unangenehme Gegenden für uns erledigen musste, bei dem zweijährlichen Gesundheitscheck nicht mehr so ganz mithalten. Da unser Mensch aber ein großes für verdiente Autos hat, steht nun der 1988er Passat mit seinen 350.000 km auch bei uns und wartet als nächstes Projekt auf seine Wiederauferstehung. Er hat zwar Wasser im Motor, aber ein Herz von VW, und das ist es doch, was zählt, oder?

Euer Sambabulli




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